Musikalische Erfahrungswelt Familie

Was ist das Erste, das der Mensch im Leben vorfindet? In der Familie werden wir durch grundlegende Erfahrungen geprägt, die uns unser Leben lang begleiten. Dieser Erfahrungsraum schließt vielfältige musikalische Erlebnisse mit ein. Das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) geförderte Projekt "Musikalische Erfahrungswelt Familie", das 2017 an der Bundesakademie angesiedelt war, stellte daher die Familie als Ort des Miteinanders mitsamt ihren unterschiedlichen Akteur*innen in den Mittelpunkt. Die Ergebnisse des Projekts werden in der Broschüre "Musikalische Erfahrungswelt Familie" zusammengefasst. Die Broschüre lädt zum Mit- und Weiterdenken ein, wie und wo Musik im Familienkontext zu einer Bereicherung werden kann.

Weiterbildungen für Tageseltern

Eine familienähnliche Situation der Kinderbetreuung ist die Kindertagespflege. In Kooperation mit der Hochschule für Musik Saar wurde eine Weiterbildung für Tagespflegepersonen konzipiert, die im Herbst 2017 in insgesamt sieben Städten stattfand. In den Veranstaltungen erfuhren die Teilnehmenden, wie sie spontane, situationsbezogene musikalische Aktivitäten der Kinder aufgreifen und fördern können. Denn ob beim Spaziergang im Wald, beim Spielen im Sandkasten, beim Aufräumen - die Möglichkeiten, Musik in den Alltag einzubeziehen sind grenzenlos. Mit einem offenen Musikverständnis und dem Blick auf die Interessen der Kinder wurden die Themenbereiche Singen, Sprechen, Bewegen und Spielen mit Instrumenten sowohl mit konkreten Beispielen aufgezeigt als auch durch Anregungen zum eigenen spontanen Erfinden musikalischer Impulse unterstützt.

Die Teilnehmenden lernten exemplarische, einfache Bodypercussions kennen und versahen bekannte Lieder mit neuen Texten – je nachdem, in welcher Situation sie eingesetzt werden sollen. Zur Melodie von „ABC, die Katze lief im Schnee“ entstand zum Beispiel ein Lied zum Thema Zähneputzen. Bei einer Aufgabe war ein besonderes Maß an Kreativität gefragt: Wie können Alltagsgegenstände als Instrumente zum Klingen gebracht werden? In kleinen Gruppen ließen die Teilnehmenden voller Begeisterung einfallsreiche Arrangements entstehen, die ein beeindruckendes Maß an musikalischen Ideen hervorbrachten.

Integratives Theaterprojekt mit Musik

Jeder Mensch kommt irgendwann im Leben an den Punkt, an dem es Zeit wird, das vertraute Ufer der Familie zu verlassen und sich auf die Suche nach neuen Horizonten zu begeben, um den eigenen Lebensweg zu finden. Aber was passiert, wenn dieser Zeitpunkt sich nicht aus der persönlichen Entwicklung heraus ergibt? Was, wenn man durch äußere Umstände unweigerlich dazu bewegt wird?

Mit diesen und ähnlichen Fragestellungen beschäftigte sich eine Gruppe von Jugendlichen in einem integrativen Theaterprojekt der Bundesakademie Trossingen. In Zusammenarbeit mit dem Jugendhilfeverbund Kinderheim Rodt wurde hierbei ein Ansatz verfolgt, durch dessen integrative und partizipative Umsetzung neue Zugänge zu Kultureller Bildung ermöglicht wurden. Das Bühnenwerk wurde von den Teilnehmenden selbst entwickelt und griff Themen auf, die diese aktuell beschäftigten. Im Juli 2018 fanden drei Aufführungen statt, die als „Theaterspaziergang“ mit mehreren Stationen konzipiert waren.

In der gemeinsamen Arbeit wurden zuallererst Neugier geweckt („Wer bin ich?“, „Wie klinge ich?“) und Interaktionen angeregt („Wer bist du?“). Die Teilnehmenden brachten nicht nur individuelle biografische Erfahrungen aus Deutschland und ihren Herkunftsländern Afghanistan, Albanien, Gambia, Somalia und Syrien mit, einige waren bereits mit Schauspiel, Musik oder anderen Kunstformen vertraut. Daran knüpften Paul Siemt (Theaterpädagoge) und Bernhard Rißmann (Musikpädagoge) mit ihrem Konzept an.